Unsere Reise wird diesmal in drei verschiedene Wochen eingeteilt.
- Woche: Village people (Ureinwohner) Maharashtra
- Woche: Foster home (Mädchen ohne Liebe)Bangalore province
- Woche: GOA, Frauenhaus und Altenheime
Am 26.Januar sind wir von Frankfurt direkt nach Mumbai geflogen. Hier haben wir erst einmal privat an der Hochzeit der Cousine unseres „indischen Sohnes“ Allister teilgenommen.
Eine katholische, indische Hochzeit. Der Brautvater verschuldet sich sein restliches Leben. Kein Wunder, dass Mädchen noch immer nicht so wünschenswert sind.
Im Übrigen sagt die Statistik in Indien, dass es nun mehr Mädchen als Jungen gibt, und die Gesellschaft tatsächlich ein Problem hat Männer für die Ehefrauen zu finden.
Weiterhin ist es verboten, dass die Ärzte der Schwangeren mitteilen, welches Geschlecht geboren wird. Hiermit sollen die Abtreibungen verhindert werden.
Aber: Jede Schwangere hat nun das Recht auf eine Asha (Hebamme), die sie durch die Schwangerschaft begleitet. Diese Asha bringt die werdende Mutter dann kurz vor der Geburt in ein Krankenhaus, dass so -angeblich- keine Geburten mehr in den Hütten stattfinden müssen. Somit die Sterblichkeitsrate der Mütter gesenkt wird.
Und: jede Mutter, welche mehr als zwei Kinder entbunden hat, hat das Recht auf einen Schnitt im Krankenhaus, um weitere Schwangerschaften zu verhindern.
Das ist tatsächlich ein von Modi erlassenes Gesetz seit 2022.
Ich weiß, dies hat nichts mit unserer Reise zu tun. Aber mit meiner Exkursion möchte ich Sie Indien etwas näherbringen bzw. Ihnen zeigen, dass auch Indien im Umbruch ist.
So ging es also am 28.1.24 von unserer Hochzeitsbleibe, ein Zimmer zwischen Stechmücken und Wanzen, von Vasai nach Andheri (unser Fatima Schwestern Haupthaus im Bundesstaat Maharashtra).
Die Rucksäcke wurden umgepackt, denn drei Stunden später ging es mit dem Propellerflugzeug weiter in den Bundesstatt Gujarat.
Nach der Landung müssen wir noch weitere drei Stunden mit dem Geländeweg ins erste Mädchenheim fahren.
Wir haben nur 24 Grad am nächsten Morgen und die Kinder müssen früh zur Schule. Also nutzen wir die Zeit und gehen Schulmaterial und Süßigkeiten für die Kinder einkaufen. Selbstverständlich erledigen wir auch alle Papiere. Korrigieren der Liste der von uns unterstützten Mädchen, um dann am Mittag mit den Kindern spielen zu können.
Am gleichen Abend fliegen wir weiter nach Nagpur. Es ist wirklich jede Minute ausgebucht, denn die Strecken sind für unsre Verhältnisse nicht lang aber die Straßen übelst. Wir müssen in Indien immer 3 Stunden vor Abflug einchecken. Wir sind Ausländer. Und ich werde immer penibel untersucht. Schon bei der Einreise fragte mich der Soldat am Visumschalter warum ich ein 5-jahres-Visum habe und was ich in Indien arbeite und natürlich: WARUM? Selbst als meine Tasche komplett ausgeräumt war, wurde ich gefragt ob ich Gas dabeihabe. Frech wie ich bin, antwortete ich: wenn er mir zeigt in welchem Gefäß, sage ich ja.
Nach der Landung nochmals 2 Stunden Geländewagen, Spinatsuppe und ab in den Schlafsack. Wir sind in Paratwada. Paratwada hat es in sich. Als ich aufwache, bemerke ich, dass ich gut auf Mäuseknödeln geschlafen habe. Ich denke nicht drüber nach.
Paratwada war unser erstes boarding-house 2010. Hier haben wir Kindergarten und Schule. Und die letzten drei Mädchen von 2012 beenden in diesem Juni die Schule. Werden mit einer Ausbildung beginnen. Wir haben Sie 10 Jahre erfolgreich auf ihrem Schulweg begleitet. Einmal durch Corona. Dies war nur mit Hilfe der Paten möglich. DANKE
Hier wachsen unglaublich viele Passionsfrüchte an den Sträuchern. Wir sehen nur die Hähne und fragen wo die Hühner für die Eier sind. Antwort: 10 wurden leider letzte Woche vom Leoparden gerissen. Hallöchen: die Hühner laufen mitten auf dem Gelände des boarding houses. Da hätte auch grad ein Kind oder Schwester laufen können. Erkennen Sie die Gefährlichkeit dieses Landes?
Christian und ich ziehen los und kaufen neue Hühnchen. Gar nicht so einfach. Und es muss schnell gehen, da wir bereits am Nachmittag mit dem Geländewagen weiter nach Malkapur fahren müssen.
Wir nehmen von Paratwada Limonen und Passionsfrüchte für Malkapur mit.
Wir fahren mitten durch den Dschungel. Teilweise begleitet vom Wild life Militär. Denn man darf nicht einfach durch den Dschungel fahren. Der Weg ist gefährlich und gleichzeitig schön. Wir bekommen die seltenen Schwarzhirsche zu sehen und jede Menge Pfauen. Am Tag haben wir jedoch keine Chance auf den Tiger.
Wir fahren an den vielen Hütten der village people vorbei. Jeder Tierstall ist bei uns besser. Die Hütten bestehen aus Stroh und Kuhdung. Sind überall offen und Schlangenbesuch ist vorprogrammiert. Sie stehen natürlich auf Stelzen damit die gefärlichen Tiiger in der Nacht nichts anstellen können.
Hier wurde von einem Missionarspater, namens Colombo, der Dschungel gerodet um Dörfer zu bauen.
Die village people haben kein Geld. Die nächsten Städte sind viel zu weit weg, um dass sie Arbeit finden können. Oder sie müssen ihre Familie verlassen und die Männer kommen dann meist nicht mehr zurück.
Eine unserer Fatima Schwestern starb hier an Corona. Aber nur weil der Weg zum Krankenhaus zu weit war und sie deshalb die Klinik nur noch tot erreichte.
Wir kaufen insgesamt 5 Ziegen. Wie immer, eine lustige Sache. Und wie immer kaufe ich lauter trächtige Ziegen. Und natürlich wie immer, transportieren wir sie in unsrem Geländewagen auf unseren Schößen. Das Gemecker ist groß. Schade, dass Sie es nicht hören können. Noch in der gleichen Nacht verteilen wir die Ziegen.
Eine an eine Witwe mit zwei Kinder, eine an einen Mann, welcher behindert ist und seine Familie nicht ernähren kann. Die Ehefrau steht jeden Morgen an die Straße und wartet bis ein Truck sie mitnimmt, um Steine zu klopfen. Irgendwann wird auch sie wahrscheinlich nicht mehr zur Familie zurückkehren.
Da hat nun die Oma die frisch geborenen Enkel, da ihre Tochter bei der Geburt verstarb. Auch Sie bekommt eine Ziege.der kindsvater ist abgehauen. Braucht keine Kinder ohne Frau.
Hier in Malkapur haben wir auch unsere Support-classes. D.h. der Indische Regenbogen finanziert hier die Gehälter der Lehrer. Hierher kommt kein Lehrer vom Staat. Abgelegen, gefährlicher Dschungel, kein Strom, meist kein Wasser und schon gar nicht noch Welt.
Würden wir diese Lehrer nicht bezahlen, könnten die Kinder -in diesem Fall Mädchen und Jungen- nie eine Schule besuchen. Wir können den Familien ja auch nicht alle ihre Kinder wegnehmen, um zu den Fatima Schwestern zu bringen. Also kommen wir zu ihnen. Auf dem Boden, vor den Hütten, werden 3 Klassen parallel unterrichtet.
Prinzipiell hat sich auch hier nicht viel nach Corona geändert. Außer, dass tatsächlich alles teurer wurde. Eine Ziege kostet jetzt 80 €. Und viele Menschen verloren ihr Leben, da keine medizinische Hilfe möglich war.
Jedes Kind kann in Indien seit 2023 kostenlos zur Schule. Sogar die Schulmaterialien sind kostenlos. Nur die 80 € Uniform müssen die Eltern selbst tragen. Hier ist schon einmal der erste Haken. Das ist ein Monatsgehalt!!! Und die meisten Familien haben noch immer 4-6 Kinder. 2. Haken: Die Schulen sind zu weit weg von den Dörfern. Wie sollen die Kinder dahin kommen? Es gibt keine Schulbusse die soweit rausfahren. Da hat es Modi gut gemeint aber nicht fertig gedacht.
Am 1. Februar geht es um 5 Uhr weiter durch den Dschungel nach Kara.
Wir brauchen für 130 km 9 Stunden.
Kara, village people. Vierter Besuch dieses abgelegenen Dorfes seit es den IR gibt. Und immer wieder nehme ich die strapaziöse Anfahrt auf mich, um dieses Unglück auf der Welt zu sehen. Immer wieder hoffe ich es hat sich gebessert und immer wieder weinen wir beim Abschied. Bei meinem ersten Besuch in Kara habe ich damals den Kindern Kleider zu Weihnachten gekauft. Und diesmal habe ich sie eben nach Weihnachten gekauft. Zu Corona Zeiten haben wir dieses Dorf mit Hygienemittel, Reis, Tee,Öl und anderen Nahrungsmitteln versorgt. Vielleicht erinnern Sie sich noch an die Bilder.
Wir laufen mit Schwester Nympha durch das Dorf. Besser gesagt auf den Spuren des Kuhdungs.
Und wieder hat das Unglück kurz vor unserer Anreise zugeschlagen.
Der Vater trägt seinen behinderten Sohn auf dem Arm. Ich meinte er ist 3. In Wirklichkeit ist er 10. Vor zwei Tagen verstarb sein 11jähriger Bruder. Er hatte zwei Tage hohes Fieber und lag plötzlich tot auf der Matratze auf dem Boden.
Die Familie konnte nicht zum Arzt. Sie hätten 1,5 Tage für den Weg benötigt und wahrscheinlich auch kein Geld für den Arzt gehabt.
Die Eltern können nicht mehr zurück ins Haus vor lauter Trauer. Sie hausen jetzt regelrecht vor der Hütte. Es gibt noch eine große Schwester. Diese lebt in einem boarding house der Fatima Schwestern und hat zum Glück einen Paten beim IR.
Aber hier haben wir tatsächlich von den Patern schon seit mehreren Jahren einen großen Raum zur Verfügung gestellt bekommen, in welchem wir eine Nähschule eingerichtet haben.
Immer im Takt von 6 Monaten werden 7-10 junge Frauen zum Nähen von Kleidern ausgebildet. Nebenbei lernen sie noch etwas Schreiben, Rechnen und Englisch. Die Nähmaschinen finanziert der IR. Wenn die Frauen nach 6 Monaten fertig sind, bekommen sie eine Urkunde und können sich in Zukunft selbst versorgen.
Die Frauen kommen von den ganzen umherliegen
Wir fahren am späten Nachmittag in die Nacht hinein nach Kanjipedha.
Ein einsam gelegenes Missionarshaus der Fatima Schwestern. Bisher gibt es hier nur 7 Kinder. Aber es wird nun angebaut und ab nächstem Jahr können wir auch hier 15 Mädchen beherbergen. Wir haben 300 € für eine Solaranlage bezahlt.
Auch hier haben wir eine kleine Nähschule. Immer ca. 4 Frauen. Die Frauen müssen selbstverständlich nichts bezahlen. Von was auch?
Am 2. Februar um 12.30 Uhr geht es weiter nach Indore. Wieder 7 Stunden zu fahren.
Um 21 Uhr geht unser Flug nach Mumbai zurück und völlig übermüdet von den letzten Tagen fallen wir um 1 Uhr in unser Bett. Es ist nur ein Drahtgestell mit Holzbrett. Aber wir genießen es.
Am 3. Februar beginnt ein neuer Abschnitt unserer Reise. Ganz kurz geschlagen, 3 Stunden, stehe ich mit Husten und Fieber auf und packe unsere Rucksäcke um.
Um 5 Uhr geht es nach Gass, um Schwester Lydia einzusammeln. Gemeinsam mit ihr begeben wir uns auf die 8-stündige Fahrt nach Pune ins Haupthaus der Fatima Schwestern. Hier übergebe ich wieder einen Großteil des Geldes für die Kinder und bespreche mit der Mutter Oberin Schwester Maria die weiteren Vorhaben.
Ich habe schon hohes Fieber und Husten und darf endlich mal früher ins Bett. Nämlich um 21 Uhr.
Den nächsten Morgen geht es mit dem Flugzeug weiter nach Bangalore.
Bangalore province.